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Far nickte und zog sich erst mal den nassen Mantel von den Schultern. „Danke“, gab er an Nelio gewandt und ging dann in den Speisesaal. Er war recht groß, aber irgendwie dennoch gemütlich. Teure Dekorationen zierten die Wände und den Tisch und an der einen Wand loderte ein warmes Feuer im Kamin. Far hing seine Jacke über einen der Stühle am Kamin und wärmte sich einen Moment davor. Währenddessen behielt er die anderen im Blick. Er traute ihnen noch nicht ganz. Für sich selbst faste er zusammen, was er über die kleine Truppe wusste.
Nelio, rechte Hand des Königs. Er schien etwas unsicher, aber hatte sie alle hierher eingeladen, deshalb war er wohl ein guter Mensch.
Saiid, Stadtwache. Ein kräftiger Kerl wie es schien, allerdings ein bisschen Verwirrt, hatte Far den Eindruck. Zumindest konnte er sich dessen Sprunghaftigkeit bei ihrem Kennenlernen nicht anders erklären.
Und nun auch Clay, der Dieb. Eindeutig etwas merkwürdig. Versuchte seine Unsicherheit vermutlich durch selbstbewusstes Auftreten zu kaschieren und scheiterte kläglich.
Also bisher niemand, der eine ernsthafte Bedrohung darstellen sollte. Außer vielleicht Saiid, der ein guter Kämpfer zu sein schien, doch der erweckte den Eindruck als würde er seine Rolle als Stadtwache sehr ernst nehmen, weshalb er sich wohl auch an den Ehrenkodex halten würde.
Far seufzte leise. Keiner der Anwesenden interessierte sich für seine Rolle. Das war gut. Vielleicht fiel ihm noch irgendetwas ein, was er ihnen auftischen konnte. Wenn niemand hier seine Rolle kannte, würde auch keiner verlangen, ihr gerecht zu werden und er hatte weniger Stress.

Saiid betrat das Schloss und begrüßte erstmal die anderen Wachen. Seitz dem er in diesem Stand war hatte er mit vielen zumindest eine gute Trinkfreundschaft geschlossen. Er ging den anderen nach in den Speisesaal. Der Koch schien seinen Einsatz verpasst zu haben. Wohl wenn der König irgendein Anliegen hatte konnte es auch verschoben worden zu sein. Er öffnete die Schnallen an seiner Hüfte und nahm die Schwerter ab, stellte sie aber neben sich uns setzte sich so das keines gegen ihn selbst verwendet werden konnte zog seinen Mantel aus und hing sie Nelio gleich über seinen Stuhl. Dann setzte er sich und beobachtete die anderen im Raum. Anscheinend schienen die anderen beiden nicht so begeistert von ihrer Rolle zu sein, da sie entweder gar nicht erst sagten, Nelio, oder sie versuchten mit allem Charme der Welt wegzumachen, Clay, wobei das echt lustig war. Also welchen Stand besaß Far. Er blickte ihm ins Gesicht und überlegte. Als er zu keinem Ergebnis kam, winkte er ihn heran, er kam zögerlich. Und Saiid fragte mit gedeckter Stimme „Welchen Stand hasst du eigentlich? Auch nichts sonderlich Gutes oder?“ Jetzt schien Far ein wenig nervös zu werden. Mist, eindeutig die Falsche Frage an ihn.

Als Clay das Schloss mit den anderen betrat blieb ihm die Luft weg. Alles um ihn herum schien ihm so wunderschön, dass er am liebsten alles angefasst und bestaunt hätte, doch er riss sich zusammen, denn er wollte auf keinen Fall vertrieben oder gar eingesperrt werden. Als er außerdem noch hörte, dass es Essen geben sollte, konnte er es kaum erwarten und sein Magen auch nicht. Interessiert schaute Clay über den Tisch, dem es an Besteck nicht fehlte, als er plötzlich ein leichtes Summen hörte. Ein kleiner schwarzer Punkt krabbelte über den dunkelroten Teppich, und im nächsten Moment schnellte seine Hand auf den Boden. Glücklich hob Clay den Kopf "Hey, die Erste! Hab ich dich du verdammtes.." Da begegnete er Far’s Blick und stand schnell wieder auf. "Ähh.. ich hab etwas fallen lassen." Er sollte sich wirklich etwas mehr unter Kontrolle haben. Clay zog nun auch endlich seine nasse Jacke aus.

Nelio seufzte und lies sich zurück fallen und sank mit seinem Rücken gegen die Lehne. Der heutige Tag war wirklich anstrengend gewesen, anstrengender als er es geplant hatte. Aber leider lies sich so manches ja nicht vorher bestimmen. Er drehte das Glas, welches schon auf dem Tisch stand, zwischen seinen Fingern. Würde ab jetzt jeder Tag so werden? Jetzt hatte das Spiel begonnen und jeden Tag würden noch mehr Einwohner vielleicht noch verrücktere Aufgaben bekommen. Verträumt starrte er auf den Teller und bemerkte nicht, wie die anderen anfingen isch zu unterhalten.
Erst als die Tür aufgerissen wurde, landete er wieder in der Realität. Das personal schob ein paar Rollwagen herein, auf denen verschiedene Teller standen. Nelio lächelte das Personal an und nickte ihnen freundlich zu, als antwort bekam er jedoch nur verhaltenes Kopfneigen. Nelios Herz verkampfte sich innerlich. Mit so viel Respekt und Distanz konnte er nicht umgehen wenn er Leute Tag für Tag sah. "Ich wünsche euch einen Guten Appetit" sagte er noch, als das Personal das Essen auf dem Tisch verteilte.

Irritiert und ein bisschen verschreckt war Far einen Schritt zur Seite gegangen, als Clay direkt neben ihm den Teppich attackierte. Verrückter Junge. Er wurde von Minute zu Minute merkwürdiger. Dann schluckte er auf die Frage von Saiid hin. Als hätte er es mir seinen Gedanken heraufbeschworen. Jetzt würde er irgendwas antworten müssen. Sollte er lügen? Was, wenn ihn dann jemand erkannte? Das würde ihm vermutlich Probleme machen. Also... musste er einfach die Wahrheit ein wenig verschönern.
„Ich bin... Gesellschafter“, antwortete er und hoffte, dass keine genaueren Nachfragen kommen würden. Mit diesem Titel könnte man noch denken, er würde einfach nur dafür bezahlt werden, dass er neben den Leuten saß und ihnen beim Reden zuhörte.
Zum Glück erlösten ihn die Angestellten des Hauses, die das Essen brachten. Als Far sich setzte, klopfte er Nelio kurz auf die Schulter. Eine warme Mahlzeit im Trockenen, und das auf so hohem Niveau, das hatten sie ihm zu verdanken. Ein knappes Lächeln, dann war Far vollkommen abgelenkt. Die Speisen vor ihm auf den Tisch trieben ihm das Wasser in den Mund.

Gesellschafter, okay ist doch ganz okay warum nicht. Ach ist doch auch egal hoffentlich er war nett und sie kamen gut klar. Lächelnd nahm er sich etwas zu essen, es schmeckte ausgezeichnet und somit schlug er sich den Bauch so richtig voll. Nach dem alle gegessen hatten war er gespannt wie es nun weiter ging. Sollte er einfach nach Hause gehen oder schliefen sie hier im Schloss. Mal abwarten was Nelio gleich so sagen würde. Er blickte erwartend in die Runde und hoffte, dass einer zu sprechen anfing da er keine Ahnung hatte wie er den Anfang machen sollte.

Clay tat nichts lieber auf dieser Welt als zu essen. Er probierte von allem was die Küche zu bieten hatte und fühlte sich als könnte er platzen, aber er war lange nicht mehr so glücklich gewesen. Er schuldete dem Kleinen, nein Nelio echt einen Gefallen. "Ein Toaste auf Nelio, das wir heute seine Gäste sein dürfen." Hob Clay sein Glas auffordernd in die Höhe als alle aufgehört hatten zu essen. "Und wo gehen wir als nächstes hin?" Er wollte umbegingt noch etwas mit seinen neuen Freunden bleiben.

Nelio strich sich mit einer Serviette über seinen Mund, legte diese anschließend neben den Teller und schaute in die Runde. Dem jungen Clay schenkte er dankbar ein lächeln und schob seinen Stuhl etwas zur Seite. "Ich denke es wäre in unser aller Interesse, wenn wir uns jetzt etwas ausruhen würden." Er blickte einmal in die Runde. Das Haus der Stadtwache befand sich nicht weit von dem Schloss entfernt, aber nach diesem doch recht aufregenden Tag wollte er ihm eine Nacht in dem Schloss gönnen. Immerhin hatten er und Far ihm Heute das Leben gerettet.
Far hatte vermutlich als Gesellschafter keinen so Komfortablen Schlafplatz wie er es hier im Schloss finden würde. Unsicher war er sich jedoch bei dem Dieb. Er wusste nicht, ob er ihn in dem Schloss übernachten lassen durfte, immerhin würde er die Verantwortung dafür tragen. Sollte er oder etwas am nächsten morgen fehlen würde der König ihn zur Rechenschaft ziehen, was ja auch korrekt war. Dennoch fiel Nelio die Überlegung gerade deshalb nicht sehr leicht. „Wenn ihr wollt, könnt ihr diese Nacht im Schloss nächtigen. Der Tag war für uns alle denke ich sehr anstrengend und ich wäre dankbar, wenn besonders ihr zwei dies als Dank betrachten würdet“. Er blickte während er sprach zu Far und Saiid.
„In meinem Zimmer befindet sich noch ein großes Bett, dort könnte vielleicht einer von euch Platz nehmen. Das zweite Zimmer könnten sich ebenfalls zwei teilen“. Er faltete seine Hände hinter seinem Rücken und wartete die Reaktionen der anderen ab. Das zweite Zimmer befand sich direkt neben dem von Nelio. Sollte der Dieb also auf eine dumme Idee kommen, wäre er in der Nähe um es zu verhindern.

~
Es war schon stockdunkel draußen, als Far durch die Gänge streifte. Nelio hatte noch Dokumente zu bearbeiten und Far war noch nicht wirklich müde. Was Clay und Saiid in ihrem gemeinsamen Zimmer trieben wusste er nicht, vielleicht schliefen sie schon. Was nach so einem Tag nicht verwunderlich wäre. Zudem war es ja schon Nacht.
Die Gänge im Schloss waren ziemlich dunkel, nur an manchen Ecken brannte eine schwache Laterne und hüllte alles in ein mysteriöses Licht. Leise seufzend schob Far sich die Hände in die Taschen. Bei seinen Schritten spürte er die Pistole an seinem Rücken. Er war es so gewohnt, sie bei sich zu tragen, dass er sich selbst hier unwohl gefühlt hätte, wenn er es nicht täte.
Hinter der nächsten Ecke hörte Far Schritte und widerstand dem Drang, sich zu verstecken. Er hatte die Erlaubnis, hier zu sein. Als er die Schlosswache erkannte, entspannten sich seine Schultern, die er unbewusst in Kampfhaltung gebracht hatte. Abschätzend musterte der Wachmann ihn, zog dann die Brauen hoch und grinste schief.
Na toll.
„Hey. ...Du bist einer der Besucher hier, hm?“, fragte der Mann geistesgegenwärtig.
„Sieht so aus“, gab Far zurück und schritt an der Wache vorbei. Den Blick kannte er. Jetzt bloß weg.
„Ich kenne dich“, sagte er Mann und schritt ihm gemächlich nach. Far schloss die Augen und ging weiter. „Warte doch mal.“ Der Kerl packte ihn am Arm, womit Far gerechnet hatte. Er wandte sich schnell um und schüttelte die Hand des Anderen dabei ab.
„Ich bin... nicht im Dienst, klar?“, startete Far einen Versuch, die Wache loszuwerden.
„...Nicht im Dienst, hm?“ Die Wache schritt näher auf ihn zu und Far tat die selbe Anzahl an Schritten von ihm weg. „Es ist dein Job. Was wohl bedeutet, dass du immer im Dienst bist.“
„Ich glaube, das kann ich ganz gut selbst entscheiden“, gab Far zurück und landete im nächsten Moment mit dem Rücken an der Wand. Scheiße.
Das Grinsen der Wache wurde breiter und eine ganze Spur dreckiger. „Ich glaube, du könntest mir sogar einen kleinen Rabatt geben...“ Er trat direkt vor Far, sodass diesem keine Fluchtmöglichkeit mehr blieb, und kam ihm nah. Zu nah. „So für Schlossangestellte. Die Diener des Königs.“
Far erwiderte den Blick seines Gegenübers eisern und biss sich innen auf die Lippe. Der Kerl roch nach Tabak. Zudem hatte Far das drängende Bedürfnis, ihm ein Messer in die Augen zu rammen, vor allem bei dem Blick, mit dem er gerade angestarrt wurde. Als er einen festen Griff an seinem Hintern spürte, biss er die Zähne aufeinander.
„Ich rate dir, das nicht zu tun“, zischte er und versuchte, den Wachmann von sich zu drücken. Dieser nahm das nur zum Anlass, seine Hand weiter zu bewegen. Er rührte sich nicht von der Stelle. Fars Nackenhaare stellten sich auf vor Nervosität und er spürte die Panik in sich aufsteigen. Der Kerl war unmenschlich stark. „Nimm deine Finger von mir.“
„Und wenn ich das nicht tue, Prinzesschen?“ Die Finger des Mannes schoben sich in seine Hose. Und Far sah rot.
Im nächsten Augenblick hatte Far in die kleine Halterung am Gürtel des Wachmanns gegriffen, dessen Dolch gezogen und ihm noch während er sich lüstern zu ihm beugen wollte die Kehle durchgeschnitten.
Leblos sank der Körper zu Boden und eine Blutlache sammelte sich schnell um ihn. Far starrte auf den Mann, den er gerade umgebracht hatte. Sein Atem ging schnell und seine Hand zitterte. Das hier war ihre Aufgabe. Sie mussten Leben nehmen. Vermutlich hatte ihm genau das diese Tat erleichtert. Aber trotzdem... das Gefühl, ein Leben zu nehmen... es war eigenartig. Far schluckte. Er ließ den Dolch fallen und entfernte sich schnell ein paar Schritte. Dabei sah er an sich herunter. Blut. Schnell zog er sich die Jacke aus und knüllte sie zusammen. Als er wieder in den Gang kam, in dem sich ihre Schlafräume befanden, stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Er lehnte sich kurz gegen die Wand und versuchte, seine Nerven zu beruhigen.

~~
Das Zimmer war gar nicht so schlecht ausgestattet dafür das es ein Gästezimmer war. Zwei Betten rechts und links unterm Fenster. Weiter vorn im Raum zu Fuß der Betten jeweils eine Kiste für Kleidung und noch ein Schreibtisch ein alter Teppich auf dem Boden zwischen den Betten. Er setzte sich kurz auf das Bett das nur ein wenig nachgab und somit recht neu war. Er schaute aus dem Fenster was mit verschnörkelten Gittern versehen war, entweder zum Schutz oder um sie festzuhalten? Etwas huschte durch den Raum. Wohl doch nicht so ordentlich. Saiid zog sein Schwert und bewegte sich langsam auf das gegenüberliegende Bett zu und trat zu. Quietschend kam die Maus zum Vorschein. Eine echte Plage momentan. Er machte es schnell und schmerzlos und warf das tote Tier zum Fenster raus. Dann setzte er sich wieder auf das Bett und wartete auf Clay.

Clays Blick huschte im Gang konzentriert hin und her, er hatte da doch etwas gehört. Verunsichert schaute er zu Saiid, der sie zu dem Zimmer führte, das Neilo ihnen beschrieben hatte. Er wollte nicht auffallen aber er musste einfach dieses nervige Insekt töten, schließlich war das sein Ziel das er unbedingt erreichen wollte. Nur kurz würde er sich umdrehen und Saiid würde es sicher nicht bemerken. Doch die Fliege saß gemütlich auf einem Kronleuchter ohne sich um Clay zu scheren, der verzweifelt versuchte die Fliege zu erschrecken. Plötzlich drehte er sich panisch zu Saiid um. Leider war Saiid aber nun nicht mehr da. "Saiid.. Saaiid hörst du mich?" Suchend drehte er den Kopf. Nun war leider auch die Fliege nicht mehr da. "Verdammt!" zischte Clay. Mit schnellen Schritten rannte er in die Richtung in der er Saiid vermutete. "Wie war das gleich? Bei der Treppe links, dann geradeaus und dann rechts?" Murmelte Clay verwirrt in Gedanken. Es erschien ihm Irgendwie seltsam, dass er nicht eine Person traf die er hätte nach dem Weg fragen können. "Nun reichts aber!" dachte er sich und klopfte laut an die nächst beste Tür "Entschuldigen sie die Störung aber ich suche.." Clay blieb das Wort in der Kehle stecken als er sah wie eine breite, scheinbar starke Wache ihn mit einem Blick anschaute, den er nur zu gut kannte. "Wer bist du? Was sucht ein schäbiger Kerl wie du in diesem Schloss?" Sein Gefühl riet ihm schnell wegzulaufen, doch was er hinter der Wache sah, fesselte seinen Blick. Er sah kurz eine Ansammlung von Menschen die sich anscheinend in einem großen, wunderschön verzierten und edlen Raum versammelt hatten. Dann wurde er auch schon von der Wache gepackt und vor die Tür geschupst. "Sag was suchst du hier! Oder willst du sterben?" Drohte ihm die Wache, sein Schwert auf Clay gerichtet. "Ich genieße Neilos Gastfreundschaft. Habe aber leider meine Begleiter verloren. Fragt ihn nur selbst!" versuchte Clay es zunächst mit ihm zu reden. "Du frecher Bengel! Ich glaube dir kein Wort! Bis der Berater des Königs mit seiner Besprechung fertig ist werde ich dich Ratte einsperren!" Mit einem breiten Grinsen ging die Wache auf ihn zu. Nun sah Clay keinen anderen Ausweg. "Plan B!" lächelte Clay. Und im nächsten Moment sackte die Wache in sich zusammen. Er benutzte nicht oft seine Pfeile, doch im Kampf würde er die Wache womöglich verletzen und dass wollte er Neilo nicht antun. Nun hieß es abhauen, vielleicht auch um sein Leben. Er rannte den Weg zurück den er gekommen war und bog diesmal in Richtung Süden ab. Erleichtert erblickte Clay die Tür die Neilo ihnen beschrieben hatte. Schnell riss er die Tür auf um sie sofort wieder zu schließen. Als er Saiid erblickte, der grade vor einem Fenster stand fiel ein Stein von seinem Herzen. Er rannte auf ihn zu und umklammerte seinen Oberkörper. "Saiid.. Es tut mir leid ich wollte es nicht. Ich habe dich verloren und dann stand dann die Wache weil ich versehendlich an einem Raum, der.." Plötzlich erinnerte sich Clay. Es kam ihm vor als wär er bereits in diesem Raum gewesen um zu stehlen. Verwirrt schüttelte Clay den Kopf. Er hatte doch nie wertvolleres als Essen gestohlen.

Erschöpft schloss Nelio die Tür hinter sich. Er wusste nicht wieso die anderen Berater so viel Elan und Energie in diese ganze Schreiberei und das Politikzeug legen konnten. Nelio wurde die Gabe sich für trockene Theorie zu interessieren leider nicht gegeben. Immerhin hatte er so die Gelegenheit gehabt seine Kollegen noch über seine Arbeit schauen zu lassen, natürlich fielen ihnen dabei mehr als 10 Verbesserungsvorschläge ein, aber so konnte er sie immerhin mit ruhigem gewissen beim König abgeben.
Seine Muskeln waren von dem sitzen total verspannt, weswegen er sie hinter seinem Rücken streckte und sie etwas dehnte. Irgendwie war es es nicht gewohnt so lange herum zu sitzen.
Als er an dem Gastzimmer vorbei ging, hörte er von innen die Stimme von Clay. Erleichtert atmete Nelio aus. Das hieß das beide in ihrem Raum waren und er sich zumindest gerade keine Gedanken darüber machen musste, wo sie sich vielleicht herumtrieben. Hätte er vielleicht noch sagen sollen, dass sie nicht in alle Räume Zutritt hatten? Obwohl es eigentlich offensichtlich sein sollte, dass sie in den Konferenzräumen, den Bädern des Prinzen und des Königs so wie in ihren Ankleide und Schlafgemächern nichts zu suchen hatten. Aber man konnte ja nie wissen.
Als er sein Zimmer betreten hatte, lies er seine Tasche neben seinem Bett auf den Boden fallen und warf sich selbst auf das Bett. Mit tiefen seufzten streckte er seine Arme und Beine von sich. So einen Tag mit viel Bewegung sollte er sich morgen wieder gönnen, soweit ihm dann nicht wieder jemand nach dem Leben trachtete.
Nelio drehte seinen Kopf zur Seite und blickte auf den kleinen Nachtisch. Er lächelte, als er die Frische Rose in dem Glas stehen sah. Vorsichtig strich er mit seinen Fingern über die zerbrechlichen Blüten und lehnte sich etwas nach vorne, um den Duft einatmen zu können. Jetzt, da er endlich anfangen konnte sich zu entspannen, schloss er für einen Moment die Augen und roch weiter an der Rose.
Als er seine Augen wieder öffnete, stockte ihm der Atem. Nelio spürte wie sich seine ganzen Muskeln verkrampften und es sich in der Mitte seines Körpers sammelte. Schnell rutschte er nach hinten, so dass er fast von dem Bett gefallen wäre. Auf seiner Rose, beziehungsweise halb auf ihr und an der Vase heftete eine Spinne. Nelios Hals kratze beim schlucken, so trocken war er binnen Sekunden durch den Schock geworden. Nervös tastete er nach seiner Tasche. Das Buch. Das Buch mit der lächelnden Sonne. Konnte er das nach der Spinne werfen? Nelio spürte wie ihm heiß wurde und er hasste sich in diesem Moment dafür, sich so wenig unter Kontrolle zu haben. Nervös biss er die Zähne zusammen und hoffte, dass sein Herz gleich einfach aufhören würde zu schlagen. Oder das der Spinne.

Fars Klopfen schien in dem Gepolter, dass er aus dem Zimmer vernahm, unter zu gehen, weshalb er einfach die Tür auf schob. Das erste, was er sah, was Nelio in Abwehrhaltung mit einem Buch vor sich. Reflexartig griff Far sich an den Rücken und wollte schon die Pistole ziehen, als er das Zimmer sondierte – und absolut niemanden entdeckte. Er wartete ein paar Sekunden, dann ließ er die Hand vom Pistolengriff gleiten und schob die Tür hinter sich zu. Erst jetzt schien Nelio ihn richtig zu bemerken und sah ihn mit großen Augen an. Sein Gesicht war kreidebleich.
„Alles...okay?“, fragte Far zweifelnd. Hatte der Junge einen Geist gesehen oder einfach nur Angst vor... den Vorhängen?
Nelio öffnete die Lippen, antwortete aber erst nicht sondern löste nur eine Hand von dem Buch und deutete mit zitternden Fingern auf den Nachttisch. Dann entwich seinen Lippen doch noch ein unsicheres „Bitte“.
Nun, wenn es den Jungen beruhigte, nachsehen konnte er ja mal. Far ging um das Bett herum, hinter dem er auch nichts sonderbares entdecken konnte, und steuerte auf den Nachttisch zu. Dort lagen zwei Bücher neben der Rose, sie in einer schmalen Vase steckte... an der gerade eine Spinne gemächlich nach unten kletterte.
Überrascht schaute Far zu Nelio, der fest das Buch umklammert hielt und seinen Alptraum beobachtete, wie er lautlos auf der Holzplatte landete und stehen blieb.
„Du hast... Angst vor Spinnen?“ Bei dem Wort fuhr Nelio zusammen. Far schüttelte den Kopf. Nelio wirkte beinahe so, als hätte die Spinne die selbe Aufgabe wie sie alle und würde ihm gerade ums Leben trachten.
Mit einer knappen Handbewegung hatte Far sie auf der Platte zermatscht.
Er zog sich ein Tuch aus der Hosentasche und wischte sich den Schmutz von der Hand, ehe er es in den kleinen Mülleimer in der Ecke fallen ließ.
„Alles wieder gut?“

Saiid starrte Clay einen Moment verständnislos an. Der Junge schien total verängstigt und dem Nervenzusammenbruch sehr nahe. Saiid stand auf drückte die Tür noch einmal nach um zu gucken ob sie wirklich zu war. Dann bucksierte er Clay zu dem anderen Bett und wollte grad anfangen ihn auszufragen als es an der Tür klopfte. Clay starrte sie an. Saiid ging zur Tür öffnete sie soweit das er rausgucken konnte. Als er die anderen Wachen vor der Tür sah ging er auf den Gang und schloss die Tür hinter sich.
„Was ist los?“ fragte Saiid die anderen.
„Hast du einen Jungen gesehen, ein Stück kürzer als du, bewaffnet? Er hat einen der Wachen niedergeschossen.“ Antwortete die größere der beiden Wachen die er nicht kannte. Die andere Wache war Kai.
„Der Typ hat also eine andere Wache… getötet?“ fragte Saiid nun ein bisschen schockiert. Clay dieser komische Typ macht doch nicht so ein Quatsch im Königshaus oder doch?
„Nein aber wahrscheinlich hat dieser Kerl einen Betäubungspfeil benutzt.“ Erklärte nun Kai genauer.
„Warum denn das? Hat die Wache irgendwas getan?“, hackte Saiid nach.
„Nein der Typ ist reingestürmt und hat geschossen und ist dann wieder abgezischt und das in diese Richtung!“, schrie die andere Wache nun und versuchte sich an Saiid vorbei zu Drängeln der fest im Türrahmen stehen blieb.
„Jetzt bleib mal ruhig. Das klärt sich bestimmt alles auf, der Typ hat eine nicht ganz so einfachen Beruf… ich meinte Vergangenheit. Das war bestimmt nicht böse gemeint.“ Versuchte er Clay in Schutz zu nehmen. Aber nun schien auch Kai nicht mehr auf meiner Seite und sie versuchten mich zu zweit zur Seite zu schieben, als dann eine dritte Wache zu Verstärkung kommen sollte ließ Saiid sie einfach rein. Der Bengel sollte das gefälligst jetzt selber wieder gerade richten.

Clays Finger krallten sich in die Bettdecke und sein Herz setzte für einen Moment aus, als er das Klopfen an der Tür hörte. Noch bevor Clay aus seiner Starre erwachte, war Saiid schon draußen und diskutierte mit dem Menschen der geklopft hatte, welcher offensichtlich eine Wache sein musste. Jetzt saß er in der Klemme und er brachte Saiid auch noch in Schwierigkeiten, weil er ihn anscheinend in Schutz nahm. Er musste etwas unternehmen! Abhauen wäre eine Lösung, die bisher meistens funktioniert hatte, doch dann würde er seine Freunde nie wieder sehen.. Kämpfen wollte er erst Recht nicht, denn das würde ihnen allen noch mehr Probleme bereiten und außerdem hörte er bereits weitere Stimmen im Flur. Er musste erneut versuchen sich zu erklären, denn so wäre es doch für alle am Besten. Notfalls würde er sich schon irgendwie befreien. Schnell band er seine Schwertscheide los, die sich unter seinem Mantel verbarg und versteckte sie unter der Matratze. Ein besseres Versteck würde er in dieser kurzen Zeit nicht finden und er musste sie schnell loswerden, da die Wachen ihm seine Waffen bestimmt nicht lassen würden. Ruckartig richtete er sich wieder auf und im nächsten Moment sprang die Tür mit einem lauten Knall auf und die Wache, auf die er eben noch geschossen hatte stand leicht schwankend und verschwitzt vor ihm. „Da..! Das ist dieser hinterlistige Bengel!“ brüllte die Wache außer sich vor Wut. Leider schien das Betäubungsmittel sein Temperament nicht zu beeinträchtigen, denn er sah aus, als würde er ihn in Stücke reißen wollen. Clay schluckte, doch sein Blick starrte der Wache feste entgegen "Sir! Bitte verzeiht mir mein Benehmen. Ich weiß ich bin zu weit gegangen, aber ich habe bereits versucht zu erklären, dass es nicht meine Absicht war im Schloss aufsehen zu erregen, sondern habe.." "Schweig! Dein Benehmen ist nicht zu endschuldigen.. Dafür mein Freundchen wirst du hängen!" grinste die Wache siegessicher. Schockiert wich Clay einen Schritt zurück. Er hatte nicht mit soviel Ablehnung gerechnet. "Nehmt ihn fest und untersucht ihn ob er Waffen bei sich trägt!". Zwei andere Wachen, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatten, kamen nun auf Clay zu, packten ihn und einer drehte ihm den Arm auf den Rücken während der andere ihn nach Waffen abtastete. Mit angespanntem Kiefer nickte er Saiid aufmunternt zu . "Saiid.. Endschuldige" Mit einem Stoß in den Rücken wurde er schließlich von der Wache aufgefordert zu gehen.

Mit noch immer hektischem Herzklopfen neigte Nelio seinen Blick leicht zur Seite und betrachtete seinen Retter. Er nickte und spürte wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg. Wie peinlich war es bitte, dass er sich von einem anderen Mann hatte helfen lassen müssen und das auch noch bei so einer Phobie. Es kam in der Regel eher selten vor, dass das männliche Geschlecht Angst vor Spinnen hatte. Und dann auch noch so eine große.
Nelio räusperte sich und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Er wollte seine Zitternden Finger irgendwie beschäftigen. „Ich..danke dir“ sagte er leise und drehte seinen Kopf zur Seite. Die Tür war geschlossen, immerhin hatte sie so kein anderer bei dieser peinlichen Situation sehen können. Als er gerade noch etwas sagen wollte, hörte er neben sich ein dumpfes Geräusch. Verwundert schaute er wieder auf die Höhe, wo er Fars Gesicht hoffte vorzufinden. Dieser jedoch kniete sich neben das Bett und schien dieses mal Hilfe zu brauchen. „Far!“ sagte er aufgebracht und rutschte schnell zu ihm, um ihm eine Hand auf die Schulter zu legen. Was war los mit ihm?

Mit zitternder Hand fasste Far sich an die Stirn und versuchte, sich am Bett festzuhalten, um nicht vollkommen zusammen zu brechen. Er kniff vor Schmerzen die Augen zusammen und keuchte. Das Pochen in seinen Schläfen wurde immer stärker, bis er es kaum noch aushielt. Am liebsten hätte er geschrien, doch dafür blieb ihm keine Luft. Er spürte die Berührung an der Schultern, nahm sie aber nicht wirklich wahr.
Eine Sekunde später war ihm angenehm warm. Regungslos blieb er so sitzen, ließ die Augen geschlossen. Es fühlte sich so an, als wäre er plötzlich ganz woanders, nicht in dem Schlafzimmer im Schloss. Doch er wagte es nicht, die Augen zu öffnen und sich umzusehen. Und Stück für Stück schlichen sich die Informationen in seinen Kopf. Es war ein merkwürdiges Gefühl, und hätte man ihn später gefragt, er hätte es nicht beschreiben können. Er wusste die Dinge einfach plötzlich.
Es begann mit dem Wissen, dass er die Aufgabe erfüllt hatte. Drei Leben. Der Gärtner, die Wache und... die Spinne. Far schnaubte leicht. Ernsthaft, sie konnten auch einfach Insekten töten? Gott schien wirklich einen eigenartigen Humor zu haben.
Dann kam die Erinnerung. Nur ein Fetzen, ein zusammenhangloses Fragment. Mein Fleisch, mein Blut, mein Geist.
Er hatte nicht mal einen Moment Zeit, diesen Gedanken einzuordnen, da drängte sich die nächste Information in sein Bewusstsein. Seine Hauptaufgabe. Fars Herz schlug schnell, als ihm klar wurde, dass diese Information sein ganzes Handeln bestimmen würde. Er hörte eine Stimme in seinem Kopf, die vielleicht seine eigene war, aber irgendwie einen fremden Beiklang hatte. „Finde den echten Prinzen lebendig. Sorge dafür, dass er seine Aufgabe erfüllt. Nur dann hast du bestanden.“
Wieder blieb Far nicht eine Sekunde, um das zu verarbeiten. Ihm wurde übel und seine Hand krallte sich in seinen Bauch. „Schütze ein Mal das Leben einer Person, die deine jetzige Berufung kennt.“ Die Aufgabe für seine nächste Erinnerung.
Far hatte das Gefühl, zu fallen, was die Übelkeit noch verstärkte. Auch, als er seine Umgebung wieder normal spürte, drehte sich alles. Langsam fasste er sich wieder und öffnete die Augen. Nelio kniete vor ihm, die Sorge deutlich ins Gesicht geschrieben. Fars Hände krallten sich ins Bett und an Nelios Arm. Er lockerte seinen Griff und schluckte Trocken.
„Tut... mir Leid. Alles wieder okay...“, murmelte er und rieb sich die Schläfe. Der Schmerz ließ nach. Die Erinnerung und die Aufgaben traten klar in sein Bewusstsein. Frustriert schnaubte er. So eine Scheiße.

Saiid starte den anderen Hinterher. Was sollte er tun. Ja Clay war irgendwie ein guter Bekannter aber für ihn den Kopf hinzuhalten… Nein das würde er nicht tun. Aber hängen lassen wollte er ihn auch nicht einfach so. Er überlegte kurz und stürmte dann der kleinen Truppe hinterher.
„Hey, wartet doch mal!“, schrie er den Wachen hinter her und Kai blieb stehen.
„Was willst du Saiid?“, fragte dieser ein wenig genervt er hatte sich bestimmt einen Abend ohne größere Geschehnisse gewünscht.
„Was habt ihr jetzt mit Clay vor?“
„Kopf ab denk ich mal. Wir setzen ihm dem König vor die Nase.“, antwortete Kai und drehte sich um zum Weitergehen.
Saiids Hand fuhr zum Schwertgriff. Unschlüssig ob er dies nun tun sollte oder nicht. Clay helfen oder nicht. Die wachen umbringen oder was anderes versuchen. Da kam ihn was in dem Sinn. Er kannte doch die rechte Hand des Königs. Auf geht’s!
Saiid rannte wieder zurück und klopfte aufgeregt an die Tür. Wenn der König sein OK gab wäre es um Clay geschehen.

Clay spürte einen heftigen Stoß zwischen seinen Schultern und stolperte in einen dunklen, kalten Raum. Er hörte ein leises Klicken und als er sich umdrehte, sah er wie die Wache einen Schlüsselbund hoch hielt und an seinem Finger hin und her baumeln lies. "Siehst du was ich hier in der Hand halte Lausebengel?" grinste der Wächter. "Ich persönlich werde dafür Sorgen, dass du nicht mehr freikommst und den morgigen Tag nicht überlebst." Mit diesen Worten lies er den Schlüssel in seine Tasche gleiten und ihm gehen rief er Clay noch lachend zu "Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt!" Langsam verhallten die Schritte der Wächter und während seine Augen sich noch an die Dunkelheit gewöhnten, hörte Clay dem rhythmischen Tropfen des Regens zu, der anscheinend von oben durchsickerte. Die Ketten zogen schwer an seinen Armen und Clay sah sich verstört und mit pochendem Herzen in dem kleinen Raum um. Viel mehr als kahle Steinwände und eine morsche Holzbank waren aber nicht zu sehen. Das war allerdings nicht das was ihn störte. Er hatte was seinen Schlafplatz anging keine hohen Ansprüche. Doch er hasste es zutiefst, wenn man ihm seine Freiheit nahm! Clay starrte auf die Gittertür, ging ein paar Schritte zurück, spannte seine Muskeln an und rannte auf sie zu. Mit all seiner Kraft stemmte er sich gegen das Gitter, sodass es zwar laut lärmte, aber nicht einen Zentimetern nachgab. Doch er wollte nicht aufgeben, nahm erneut Anlauf und hieb diesmal mit der Schulter voran gegen das Gitter. So oft er es auch versuchte, es brachte nichts. Er taumelte ein paar Schritte zurück gegen die Wand woraufhin seine zitternden Knie nachgaben. Seine beiden Fäuste schlugen auf den kalten Boden und ein lauter verzweifelter Schrei entfuhr seiner Kehle. Clay legte keuchend den Kopf in den Nacken "Beruhige dich Clay, alles wird gut.. du findest schon einen Weg." sagte er zu sich selbst. Er musste etwas anderes versuchen, denn seine Freunde konnten ihm ja schlecht helfen wenn sie nicht selber ihren Kopf hinhalten wollten. Als er schließlich langsam wieder die Augen öffnete, blickte er plötzlich in eine hässliche Fratze mit roten Augen. Panisch richtete Clay sich auf und drückte sich gegen die Wand.

Nelio strich Far noch sanft über den Rücken, ehe er das klopfen an der Tür wahrnahm. Fars Gesicht nach zu urteilen, ging es ihm immer noch nicht wirklich gut, er war weiß und seine Brust hob und senkte sich sehr schnell. Nelio setzte vorsichtig einen Fuß vor das Bett und öffnete die Tür einen Spalt. Fragend blickte er in das Gesicht von Saiid. Er machte ihm Platz und schaute noch einmal zu Far. Was war wohl gerade bei ihm passiert? Hoffentlich verlief der Abend bei den anderen beiden angenehmer. Er neigte sein Kinn in die höhe, damit er Saiid in die Augen schauen konnte. "Wie können wir dir helfen?" fragte er ruhig nach.

Mit etwas Mühe schleppte Far sich aufs Bett, um nicht ganz so erbärmlich in der Gegend herum zu liegen. Er wischte sich über die Stirn, auf der ein leichter Schweißfilm lag. Allmählich fühlte er sich nicht mehr ganz so schlecht. Er schaute auf und sah Saiid in der Tür stehen. Er und Nelio waren so unterschiedlich, wie sie dort voreinander standen. Die Berufungen standen ihnen irgendwie. Was sie wohl vorher gewesen waren? Schwer zu sagen. Er wusste es nicht. Und im selben Gedankengang drängte sich die Aufgabe in sein Bewusstsein, die er für seine nächste Erinnerung erfüllen musste.
Schütze ein Mal das Leben einer Person, die deine jetzige Berufung kennt.
Dafür musste er seine Berufung erstmal preisgeben. Zähneknirschend ließ er sich nah hinten aufs Bett fallen. Vermutlich war das Absicht. Gott hatte mitbekommen, wie gut er seinen Job vertuschte. Dieser Mistkerl musste ihn unbedingt triezen.

Saiid war richtig nervös er trat von einem Fuß auf den anderen und schaute zu dem jungen Mann hinab. Es fühlte sich komisch an immer auf andere hinabzugucken, doch die Größe kann man ja schließlich nicht ändern. „Ich hab ein Problem. Also eigentlich hat eher Clay ein Problem. Dieser Vollidiot! Also als ob es schon nicht reicht seinen Beruf als den eines Diebes offen auf der Straße rauszuschreien. Nein, es kommt besser er läuft durch das Schloss des Königs und schießt irgendwelche Wachen nieder und jetzt wollen sie ihn vor den König zerren. Ich kann dir ja nichts vorschrieben und eigentlich mag ich den Typen nicht mal aber irgendwie kann ich das nicht mit meinem Gewissen vereinbaren ihn einfach so ins Gras beißen zu lassen. Kannst du ihn irgendwie daraus holen?“ Ich schaute dem Kleinen tief in die Augen. Dann ging er ein Schritt zurück und lehnte sich an die Wand und blickte durch den Raum. Als sein Blick an dem anscheinend total Niedergeschlagenen Far hängen blieb. Dachte er darüber nach was er hier eigentlich grad tat. Es war entschieden Falsch.

Puh.. nur eine Ratte dachte sich Clay erleichtert. Diese armen Tiere konnten ja im Grunde nichts für ihr aussehen, sie waren ja nicht mal gefährlich. "Na, hast du hunger?" Clay beugte sich vorsichtig in die Hocke und nährte sich der Ratte. Als er sie beobachtete, wie sie so am Rand rumschnüffelte und nach irgendwas Essbaren suchte, erinnerte sie ihn irgendwie an ihn selbst, wie er als Dieb abgestempelt einfach nur überleben wollte. Doch da fiel ihm plötzlich wieder seine Aufgabe ein. Clay schüttelte den Kopf. Jetzt würde es eh nicht mehr viel bringen seinen Erinnerungen hinterherzulaufen. Doch die Idee ging ihm einfach nicht aus dem Kopf, er wollte sich unbedingt wieder an seine Vergangenheit erinnern auch wenn es nur noch ein kleines Bruchstück wäre. Er tastete hecktisch nach einem Betäubungspfeil. Es müssten noch so an die drei Stück versteckt haben, so hätte die Ratte wenigstens keine Schmerzen, versuchte Clay sein Handeln zu rechtfertigen. Er fand die Pfeile und hielt sich nervös ein Röhrchen vor seinen Lippen, zögerte noch, doch kurz darauf schnellte ein kleiner Pfeil durch die Luft und traf die Ratte. Mit einem kurzen Fiepen kippte die die Ratte auf die Seite und bewegte sich schon nicht mehr. Das Gift schien bei Kleintieren schneller zu wirken, als bei Menschen. Langsam näherte er sich dem wehrlosem Tier, beugte sich über dieses und beobachtete wie es die Brust regelmäßig hob und wieder senkte, das einzige Anzeichen das es wirklich noch lebte. Würde auch er schmerzlos sterben? Er versuchte nicht daran zu denken was er grade tat, schloss die Augen, hob seinen Arm und hieb mit aller Kraft gegen den kleinen zerbrechlichen Hals des Tieres. Clay traute sich nicht die Augen zu öffnen und er erschauerte am ganzen Körper. Was hatte er da grade getan? Schnell drehte er sich weg und richtete sich wieder auf. Er musste sich irgendwie ablenken. Er musste schnell hier raus! Clay versuchte sich zu konzentrieren und plötzlich durchfuhr es wie ein Blitz. Er war ein Dieb, er müsste von seinem Vorgänger doch wissen wie man ein Schloss knackte.. und hatte es bis jetzt noch nicht ausprobiert.

Ungläubig wandte Nelio sich wieder Saiid zu. Clay hatte bitte was geschafft? Seufztend strich er sich mit seiner Hand durch sein Gesicht und hielt sie einen Moment lang auf seiner Stirn. Okay, das würden sie vielleicht wieder hinbekommen. "Fein, wir können herunter gehen, aber ich kann nicht versprechen dass ich etwas ändern kann. Wenn die Anordnung vom König kommt, werde ich sicher nicht mein Wort gegen ihn erheben." Nelio spürte wie sein Herz schneller anfing zu klopften.
Gegen den König wollte er sich sicher nicht wenden, zumal seine Position dies ganz und gar nicht zulassen würde.

Er setzte schnell einen Fuß vor den anderen, mit dem Wissen das Far und Saiid dicht hinter ihm waren. Als er vor dem Zellentrackt ankahm, nickte ihm einer der Werter entgegen. Nelio neigte ebenfalls leicht seinen Kopf und wechselte ein paar Worte mit dem etwas älteren Herren, bevor dieser sich langsam aufmachte und die Türen aufschloss. "Bitte sehr, aber passt auf euer Hab und Gut auf" nuschelte er und lies sich wieder auf seinen Stuhl fallen.
Nelio seufzte. Hier unten gab es mit sicherheit mehr als genug Spinnen, die ihm das Leben zur Hölle machen würden, aber daran wollte er nicht denken. "Clay?" fragte er leise und sah sich die Leute in den Zellen an. Einer von ihnen streckte schnell seine hand nach ihm aus, packte ihm am Kragen und riss ihn zwischen die Stäbe. Nelio gab ein überraschtesn stöhnen von sich, und versuchte sich von den Stäben zu drücken. Der Insasse lachte und strich ihm mit den Fingern durch die Haare, ehe er Far erblickte und schmierig grinste. "Schöne Begleitung hast du da".

Far erkannte den Kerl an dem Pflaster, das seine Nase zierte. Und an dem widerlichen Ausdruck in seinem Gesicht. Den Nasenbruch hatte er Far zu verdanken. Nachdem der Typ ihm mehr als ein Mal an den Hintern gegangen war und ihn dann noch in eine Gasse ziehen wollte, ohne Fars Einspruch zu beachten, hatte Far ihm kurzerhand mit aller Kraft eine verpasst und war getürmt.
Als der Kerl nach Nelio griff, packte Far die Wut. Der Typ schätzte ihn vermutlich als feige und kleinlaut ein, denn so eine Flucht wie er sie vollbracht hatte konnte nicht anders gewirkt haben. Zu seinem Vorteil, wie Far jetzt feststellte, als er nach vorn trat und der Kerl nicht zurück wich. Far wusste genau, wie frisch der Nasenbruch war. Er hob die Hand und schnippte gegen das Pflaster.
„AH! Verdammte Scheiße, du Bastard!“ Unter weiterem heftigen Fluchen ließ der Mann Nelio los und hielt sich die Hände vor sein Gesicht. Far legte einen Arm um Nelios Schultern und schob ihn weiter. Wann er seine Berufung preisgab würde er sicher nicht so einem widerlichen Arsch überlassen. Einen Moment später zog er seinen Arm zurück und schaute beschämt zur Seite. Er sollte aufhören, einfach andere Leute anzufassen.