Klassenfahrt

Alle sammelten sich draußen vor dem Bus. Es herrschte eine allgemein aufgeregte Stimmung, keiner konnte es erwarten, endlich in die Jugendherberge zu fahren. Die Ankündigung, sie würden dort mehr Freizeit haben als erwartet, hatte rege Freude bei allen ausgelöst. Es gab zwar in der Nähe der Jugendherberge nicht viel Spannendes, doch vor Ort sollten mehrere Beschäftigungsmöglichkeiten sein, wie Spielräume, Sportplätze und ein schöner Wald. Nach der Fahrt heute stand nichts mehr im Programm, bis auf das Abendessen. Aber um das zu bekommen hatten sie alle erstmal die Fahrt vor sich.
Isei saß schon im Bus. Er hatte sich einen Platz ziemlich weit hinten und am Fenster gesucht. Mit den Kopfhörern in den Ohren beobachtete er die anderen aus seiner Stufe, wie sie vor dem Bus lachten und einander ansprangen. Unbewusst hielt er Ausschau nach Kaoru, Vient und Daisuke. Hoffentlich würden sie mit in diesen Bus einsteigen, und nicht in den anderen. Es waren so viele, die mit auf diese Fahrt kamen, dass beide Busse komplett voll sein würden.
Isei ließ den Kopf nach hinten an die Lehne sinken und schloss die Augen. Sein Player spielte ihm gerade sein Lieblingslied. Sofort versank er in seiner eigenen Gedankenwelt und formte unbewusst mit seinen Lippen die Worte des Songtextes nach. Where do you run? Where do you go? When the holes in your truth Are starting to show?

"ja ich habs verstanden" fauchte Kaoru und donnerte seinen Rucksack auf einen der Sitze. Mal wieder ermahnte ihn sein Lehrer expliziet nocheinmal gesondert von den anderen, sich auf der Fahrt bitte zu benehmen und keine krummen Dinge abzuziehen. Dabei hatte er sich auf Klassenfahrten oder Ausflügen nie auffälliger verhalten als seine Kameraden, aber dank Masaru hatten alle Lehrer Angst und bedenken, dass er sich durch das wunderbare Vorbild ebenso entwickeln würde. Genervt strich er sich durch die Haare und blickte auf die Bank neben seiner. Isei saß auf seinem Platz und starrte aus dem Fenster. War vermutlich mal wieder in seiner eigenen Welt versunken. Kaoru zog sich seine Jacke aus und legte sie auf den Platz neben Isei. Vermutlich würde sich sonst nur irgendein anderer Idiot neben ihn setzten. Als Kaoru kurz Iseis Aufmerksamkeit hatte hob dieser zur Begrüßung seine Hand und holte seinen Rucksack auf die Bank rüber. "Ist doch okay wenn ich mich hier hin setzte?" fragte er nach, auch wenn er die Antwort nicht abwartete.

Vient stand wie üblich mit Daisuke auf einem Haufen vor dem Bus. Er war schon richtig ungeduldig und wibbelte förmlich neben seinem besten Freund her. Der Lehrer warf ihm schon einen mahnenden Blick herüber. Daraufhin zog Vient allerdings nur eine freche Mine und ignorierte seinen Lehrer wieder. Kurz versank Vient in Gedanken und er erinnerte sich unglücklicherweise noch an die Predikt, die ihm sein großer Bruder noch gehalten hatte. Hauptsächlich ging es eig. nur darum, dass er keinen Unsinn machen sollte. Würde er eh machen, dachte er sich nur. Nach diesem kurzem Gedankenzug blühte Vient jedoch wieder voller Energie, zog Daisuke mit in den Bus und sagte nur noch: "Hey guckmal Daisuke da im Bus sitzen schon Kaoru und Isei. Wir müssen uns schnell zu ihnen setzen, bevor der Bus voll ist!" Vient ließ Daisuke garnicht erst antworten und ein paar Sekunden später hatten die zwei sich schon in der Reihe hinter Kaoru und Isei platziert. "Hallooo!" sagte Vient mit einem lang gezogenem 'o' und grinste wieder übetrieben. Dann machte er es sich glech auf seinem erobertem Sitz am Fenster bequem.

Daisuke lachte und setzte sich tief in den Sitz. Er hatte kein Problem damit im Gang zu sitzen. Da konnte er eh besser schlafen. Er grinste Isei und Kaoru an blieb aber in Iseis Blick länger stecken als in Kaorus. „Na, und was ist bei dir noch so passiert in den letzten Tagen?“
Er schenkte Isei noch einmal ein breites Lächeln und wartete auf eine Antwort.

Für einen Moment war Isei wieder etwas überfordert, als sich innerhalb von ein paar Momenten seine Klassenkameraden um ihn herum sammelten. Er versuchte sich jedoch zu fassen. Die drei, auch wenn sie vorher in dieser Konstellation nicht wirklich viel zusammen rumgehangen hatten, waren irgendwie seine Bezugspersonen geworden. Zumindest saß er jetzt nicht mehr allein in den Räumen, stand in den Pausen nicht mehr allein und saß offenbar auch nicht mehr allein im Bus.
„Ich hab ein Buch fertig gelesen und ein paar Filme geschaut“, erzählte er und erwiderte Daisukes offenes Lächeln noch etwas zurückhaltend. „Und ihr?“

Kaoru nickte Daisuke zu und seufzte, während sein Blick auf sein Handy glitt. Sein Bruder hatte es wohl nicht mehr geschafft sich rechtzeitig für die Kassenfahrt anzumelden. Dabei hatte er noch versucht Riku zu erreichen, was jedoch nicht so einfach war, wenn man nicht wusste in welchem Land, Staat oder wo sonst er sich aufhielt. "Ich habe meine letzten Ruhigen Tage genossen und hab Assassins Creed durchgezockt." Kaoru lehnte sich auf den Sitz, so dass er Vient, Daisuke und Isei im Blick hatte. Jetzt wo Riku wieder zu Hause war, war Kaoru froh erst einmal ein paar Tage nicht bei ihm und Masaru sein zu müssen. Um zu symbolisieren, dass er fertig war, schaute er auffordernt zu Vient.

Vient nahm Kaorus Signal, dass er fertig war, natürlich sofort war und legte los. "Also ich habe viel mit Daisuke gemacht und das beste war natürlich das Konzert von SuG." In Vients Augen formten sich glatt kleine Herzchen, als er den anderen dieses freudige Erlebnis erzählte. Und so vergaß er auch gleich zu erzählen, was er sonst noch so gemacht hatte. Er schwärmte nur noch von dem Konzert.

Daisuke konnte Vient voll verstehen er fand es genauso gut. „Ja und wir standen ganz vorne und die Stimmung war so gut.“ In Daisukes Augen fingen sich ebenfalls Herzchen an zu bilden. Das nächste Mal müssen wir zu viert gehen unbedingt.“ Er freute sich schon auf die Klassenfahrt mit den anderen dreien. Dafür, dass sie die anderen Schuljahre nie viel miteinander gemacht hatten schätzte er mittlerweile ihr vierer Trüppchen sehr und hoffte, dass die Klassenfahrt gut werden sollte. Aber mit Vient auf dem Zimmer immer.

Isei lächelte. Während die beiden von ihrem Konzert schwärmten füllte sich der Bus immer weiter. Ein paar Jungs, die sich für ziemlich cool hielten, musterten die vier mit missbilligendem Blick, weil sie 'ihre Plätze' ganz hinten belegten, sagten jedoch nichts. Vermutlich aus Respekt vor ein paar großen Brüdern, die einen gewissen Ruf an der Schule pflegten.
Nachdem sie eine Weile geplaudert hatten und der Bus schon eine geraume Zeit fuhr, holte Isei eine Dose aus seinem Rucksack. Er öffnete den Deckel und brachte kleine, duftende Muffins zum Vorschein. „Möchtet ihr?“, fragte er und hielt den anderen die Dose hin. Dass er sie selbst gebacken hatte verschwieg er lieber.

Verdutzt wandte Kaoru sich von Daisuke und Vient ab und betrachtete das Süßgebäck welches Isei ihm mit einem schüchternen lächeln entgegenhielt. Kurz schaute er ihm in die Augen, bevor er sich einen der Muffins nahm. Kaoru faltete das Papier an den Seiten etwas herunter. Ein Zitronenmuffin. Seinen Lieblingsmuffins. Unbewusst schlich sich ein lächeln auf seine Mundwinkel, bevor durch das Mikrofon des Busses die Stimme ihres Lehrers ertönte, der sie ermahnte, sich anzuschnallen, nicht während der Fahrt irgendwelche Kunststücke in den Gängen zu machen oder sonst irgendwelche dummen Sachen sein zu lassen. Kaoru seufzte. Ist ja nicht, dass sie sich das schon nach der ersten Klassenfahrt gemerkt hatten, aber Lehrer liebten Wiederholungen. Während er von seinem Muffin abbiss, hoffte er, dass Vient und Daisuke in ihrem Bandfieber nicht auch noch Musik von seinem Bruder hörten, oder gleich anfingen von ihm zu schwärmen.

Als Vient merkte, dass das Thema Konzert wohl abgehackt werden sollte, hörte er auch auf darüber zu reden. Dann sah er nur noch die leckeren Muffins , die Isei den Jungs hinhielt. "Ooh, ich will auch einen!" sagte er freundlich und nahm sich einen. Diesen ließ er sich richtig schön auf der Zunge zergehen. "mmmh... die sind sehr gut geworden." sagte Vient und lächelte.

Als Daisuke die Muffins sah gingen bei ihm die Mundwinkel
noch ein bisschen höher. „Oh, Muffins, wie geil. Hast du die selbst gemacht.“
In der Dose waren Muffins verschiedener Sorten und zunächst konnte er sich gar nicht
entscheiden und nahm dann einen Schokomuffin und biss sofort ab. „Die sind voll
lecker hast du die selbst gemacht. Wenn ja ich will unbedingt da Rezept.“
Daisuke verschlang den Muffin schnell und nahm sich gleich noch einen zweiten.

Auf die komplimente hin wurde Isei rot. „Eh... naja, die hab ich... ja.“ Es schien für die anderen nicht schlimm zu sein, dass er backen konnte. Keiner bezeichnete ihn als Schwuchtel oder Hausmädchen. „Danke“, sagte er noch und lächelte.
„Und ihr vier...“ Ihr Lehrer stand neben ihnen und hielt eine Liste auf seinem Klemmbrett fest. „Kaoru und Vient, ihr bekommt gleich Zimmer 104. Daisuke, Zimmer 105 mit Aoi. Und Isei, 106 mit Atsuto.“ Nach dieser Mitteilung ging er weiter, um auch den anderen ihre Zimmer mitzuteilen.
Isei überlegte. Atsuto. War das nicht dieser Kerl aus seinem Sportkurs? Mit dem er noch nie wirklich ein Wort gewechselt hatte? Vielleicht würde es gar nicht so schlecht werden.

Kaoru hatte sich beinahe an einem Stückchen Muffin verschluckt und hielt sich die Hand vor den Mund, während er hustete. Er drehte sich kurz zu dem Lehrer um, welcher die Zimmerlisten hatte, doch dieser interessierte sich nicht für ihn und teilte die anderen weiterhin in Paare ein. Kaoru seufzte. Vient würde ihm bestimmt deswegen die Hölle heiß machen, immerhin war er nicht mit seinem geliebten Daisuke in einem Zimmer. Kaoru strich sich durch seine Haare und wagte einen Blick nach hinten und hob eine Augenbraue. Vient hatte die Nachricht anscheinend gerade verarbeitet, denn er schaute dem Lehrer ziemlich verblüfft hinterher. Kaoru schnaufte und schüttelte mit einem lächeln den Kopf, bevor er Isei auf die Schulter klopfte und Vient mit gehobenen Augenbrauen ansah.

Im ersten Augenblick starrte Vient seinem Lehrer hinterer. "Wie mit Kaoru?" sagte er verdutzt, doch sein Lehrer nahm ihn garnicht war. -Hatten die nicht gesagt, dass man sich aussuchen darf, mit wem man in ein Zimmer geht ? Naja aber lieber mit Kaoru als mit irgendeinem mit dem ich garnichts zu tun habe.- dachte Vient und sah wieder zu den Anderen. "Ich nehm mir noch einen Muffin, okay?" sagte Vient scheinheilig und überbrückte damit seine Enttäuschung, dass er nicht mit seinem bestem Freund in einem Zimmer sein würde.

Daisuke war ziemlich enttäuscht darüber mit diesem komischen typen aus Japanisch auf einem zimer zu sein. Er hatte ja nichts gegen dickere aber der Typ tat nichts anderes als sich den ganzen Tag irgendetwas in den Mund zu schieben und das die ganze Zeit. Er wollte nicht. Er starrte Vient an und dann den Lehrer. "Ich will nicht mit dem". Der lehrer guckte ihn ganz böse an und sagte "Es ist mir egal was du willst oder nicht!" und drehte sich wieder um und ging den Gang weiter runter.

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Isei packte seine Klamotten gerade in den schmalen Schrank, der am Fußende seines Bettes stand. Die Zimmer waren recht klein, es passten gerade die zwei Einzelbetten, ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen und die beiden Schränke rein. Toiletten und Duschen befanden sich auf dem Gang.
Er hatte Atsuto richtig in Erinnerung gehabt. Die beiden hatten sich normal begrüßt und richteten sich nun beide für die kommenden Tage ein. Isei atmete erleichtert aus. Auf so engem Raum mit jemandem zu sein, den man nicht kannte, war sicher nicht immer angenehm. Doch Atsuto schien okay zu sein.
Als Isei seinen Koffer unter das Bett geschoben hatte und sich umdrehte, stand sein Zimmerpartner hinter ihm und lächelte ihn an. Leicht erschrocken erwiderte Isei dieses Lächeln. So nah hätte er den anderen nicht bei sich erwartet, vor allem nicht, da er keinen Laut von sich gegeben hatte.
„Du bist 'ne Schwuchtel, oder?“
Von einer Sekunde auf die nächste wurde Isei eiskalt. Verwirrt schaute er in Atsutos Augen. Und da fiel ihm auf, was er vielleicht schon vorher hätte sehen können. Seine Augen lächelten nicht.
„Hab ich nicht Recht? Ich hab da so was gehört.“
Er kam einen Schritt auf Isei zu, der daraufhin einen Schritt nach hinten wich. Er konnte nicht antworten. Diese Aussage zu bestätigen wäre sein Tod. Und es abzustreiten wäre vermutlich sinnlos gewesen.
„Was ist, Maeda? Willst du meinen Schwanz lutschen, du verdammte Tucke?“
Je näher er kam, desto panischer wurde Isei und desto weiter wich er zurück. Er spürte seinen Herzschlag in der Kehle. Dann spürte er die Tür im Rücken. Aus Reflex griff er nach der Türklinke.
„Ja, verschwinde! Sonst brech ich dir noch was“, zischte Atsuto, während Isei durch die Tür stolperte und sie hinter sich zuwarf. Er stolperte noch ein paar Schritte orientierungslos auf den Gang, bis seine Schulter gegen etwas Weiches prallte.
„Ah, ich... tut... tut mir leid“, stammelte er und kniff die Augen zusammen. Sein ganzer Körper hatte auf Panik geschaltet.

Kaoru lies seine Schlafsachen auf das Bett fallen und atmete laut aus. Mit seinem Fuß beförderte er den Koffer unter sein Bett und schaute Vient dabei zu, wie dieser seine Kleidung in den Schrank pfefferte und dabei irgendeine Melodie trällerte. Kaoru stützte seinen Kopf mit der Hand ab und schüttelte leicht den Kopf. Er hätte nicht gewusst mit wem er sonst auf ein Zimmer hätte gehen sollen, also passte ihm Vient so schon ganz gut. Nur würde dieser vermutlich die meiste Zeit mit Daisuke abhängen und so würde Kaoru eh zu 80% alleine sein.
"Sag mal, wie lange kennt ihr euch eigentlich schon? Also du und Daisuke?" Kaoru lies seine Hand in seinen Nacken gleiten und schaute Vient weiterhin an. Dieser hatte sich inzwischen zu ihm umgedreht.

Dann sollte es eben so sein, dass Vient und Daisuke sich diesmal kein Zimmer teilten. Auch gut. Vient überlegte kurz, nachdem er Kaorus Frage wahrgenommen hatte, ließ sich gechillt auf einen der zwei Stühle fallen und antwortete: "Mh... schon seit wir klein sind. Seit dem Kindergarten glaube ich. Ich kann mich daran erinnern, dass Daisuke immer bei mir gewesen ist." Als Vient merkte, dass er zur Abwechslung mal nicht so hyperaktiv war, fing er an zu lächeln und fügte noch hinzu:"Warum fragst du ?"

Daisuke räumte sein Schrank hinter dem Bett ein. Aoi saß auf dem Bett, der Koffer war offen und war angefüllt mit Süßigkeiten und er war am essen. Das dauerhafte knistern regte Daisuke auf. Er war sonst nie so, er hatte Verständnis für alles und jeden aber wenn es darum ging das ein Geräusch dauerhaft anhielt brannte bei ihm immer eine Sicherung durch.
„Könntest du auch was anderes machen als essen?“ fragte Daisuke.
„Nein!“, antwortete dieser patzig und riss die nächste Chips Tüte auf. Jetzt reicht es. Daisuke verließ den Raum und lief im Gang fast gegen Isei der gegen unseren neuen Lehrer gelaufen war und ihn total beschämt anguckte